Schwerte. In der Lydiamesse wurde das Motto des Evangelischen Kirchentages aus diesem Jahr aufgegriffen: Du siehst mich. In diesem Motto stellt sich die Verbindung zu einer Frau her, die nicht nur in der Bibel eine Rolle spielt, sondern auch im Islam. Was also lag näher, als eine muslimische Theologin einzuladen, die die Wurzeln der Erzählung von Hagar deutete und in den Zusammenhang der muslimischen Glaubenstradition stellte.
Ruth Hansen als evangelische Theologin zeigte auf, wie Hagar dem kinderlosen Paar Abraham und Sarah einen Sohn schenkt und ihn Ismael nennt. Als sie mit Ismael in die Wüste fliehen muss und dem Tode nahe ist, macht sie die Erfahrung, dass Gott Rettung schenkt und Gott ein Gott ist, der sie sieht und ihre Not wahrnimmt. Die muslimische Theologin Nigar Yardim konnte hier anknüpfen und aufzeigen, wie Hagar mit Ismael in der Wüste zwischen zwei Hügeln hin- und herrennt, um nach Wasser zu suchen. Schließlich sprudelt eine lebenrettende Quelle aus dem Wüstengrund hervor. An genau dieser Stelle wurde Mekka gegründet und noch heute bringen die Pilger von dort das Quellwasser (Zam-Zam-Wasser) mit. Dieses heilende Wasser stand in der Lydiamesse in einer Brunnenschale zur Verfügung.
Sehen und Gesehenwerden
Das Sehen und Gesehenwerden spielt in der Bibel und im Koran eine besondere Rolle, aber auch in unserem Alltag; denn Menschen möchten gesehen und angesehen werden. Nur so erhalten sie ein Ansehen und Würde. Dass auch muslimische Frauen, darunter Flüchtlingsfrauen und Angehörige der Moscheegemeinde, in der Lydiamesse waren und es zu vielen guten Begegnungen kam, hat die evangelische Frauenarbeit im Kirchenkreis Iserlohn als ein besonderes Geschenk erlebt. Das Sehen und Gesehenwerden wünschen sich die Frauen der Frauenarbeit auch bei künftigen Begegnungen und im Alltag in der Stadt Schwerte.